Frauen in der Immobilienbranche

Noch eine Nische oder längst ein Erfolgsmodell?

Kennen Sie das? Sie betreten eine Immobilientagung, und jemand fragt: „Sind Sie die Assistentin?“ Oder man wird mit einem wohlwollenden Lächeln auf das Interieur-Design-Panel verwiesen, während die wirklich harten Verhandlungen in einem anderen Raum stattfinden. Willkommen in der Realität vieler Frauen in der Immobilienbranche – aber auch in einer Branche, die sich langsam, aber sicher verändert.

Noch so ein Klassiker: Man steht auf einer Baustelle, trägt Helm und Sicherheitsweste, geht Pläne durch – und trotzdem kommt ein Handwerker, ein Käufer oder ein Investor und sagt: „Ich möchte bitte den Chef sprechen.“ Oder: „Ich brauche hier mal einen Fachmann.“

Nun, hier ist er: Der „Fachmann“ mit Fachfrauennamen, der die Pläne erstellt, die Baugenehmigungen eingeholt und die Finanzierung aufgestellt hat. Und auch wenn sich diese Situationen langsam reduzieren, begegnen sie Frauen in der Immobilienbranche noch immer häufiger, als man denken mag.

Ich hatte kürzlich das Vergnügen, vor den beeindruckenden Frauen von Soroptimist International Berlin über genau dieses Thema zu sprechen. Was klar wurde: Frauen sind längst nicht mehr „die Ausnahme“, sondern gestalten aktiv die Zukunft der Immobilienwirtschaft – als Investorinnen, Projektentwicklerinnen, Maklerinnen oder Bauleiterinnen. Doch es gibt noch einiges zu tun.

Eine Maklerin führt Interessenten durch eine Immobilie.

Zahlen, die Mut machen – und die Frage, warum es nicht schneller geht

Werfen wir einen Blick auf die Fakten: In Berlin-Brandenburg sind 28 % der IVD-Mitglieder Frauen, und der Vorstand des Verbands ist mit 40 % Frauenanteil erstaunlich gut aufgestellt. Gleichzeitig gibt es immer noch viel zu wenige weibliche Führungskräfte in der Branche.

Ein Blick auf die Geschäftsführungsebene zeigt es noch deutlicher: Im IVD-Bundesverband ist Carolin Hegenbarth die einzige Frau in der Geschäftsführung. In den regionalen IVD-Verbänden gibt es hingegen keine einzige Geschäftsführerin. Die einzige Frau in einer annähernd vergleichbaren Position ist die Geschäftsstellenleiterin der Region Mitte-Ost, aber eine weibliche Geschäftsführung sucht man dort vergeblich.

Das zeigt: Frauen sind in der Immobilienbranche aktiv, vernetzt und engagiert – aber in den höchsten Positionen fehlt noch immer die Selbstverständlichkeit.

Die Zukunft beginnt jetzt – klare Zielen für Frauen in der Immobilienbranche

Wie also sieht eine Immobilienbranche der Zukunft aus, in der Frauen nicht mehr „überraschend erfolgreich“ sind, sondern einfach nur erfolgreich?

  • Mehr Frauen in Führungspositionen – in großen Immobilienunternehmen, als Finanzierinnen und Investorinnen.
  • Selbstverständlichkeit statt Sensation: Eine Bauleiterin, die ein Großprojekt führt, sollte genauso wenig Erklärungsbedarf haben wie ihr männlicher Kollege.
  • Stärkere Netzwerke und Mentoring-Programme für den weiblichen Nachwuchs.
  • Kapitalzugang verbessern: Viele Investorinnen haben das Know-how, aber der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten bleibt oft erschwert.
  • Mehr weibliche Eigentümerinnen: Eine IVD-Studie zeigt, dass Menschen mit Wohneigentum langfristig deutlich mehr Vermögen aufbauen als Menschen mit gleichem Einkommen ohne Eigentum. Gerade Frauen sind hier besonders betroffen: Kindererziehungszeiten und Einkommenslücken sorgen oft für Rentennachteile. Anstatt Geld in ein Sparschwein zu stecken, sollten gerade junge Frauen in die Finanzierung einer kleinen Eigentumswohnung investieren – als Altersvorsorge und als Schutz vor finanziellen Abhängigkeiten.

Frauen sind in der Branche aktiv, vernetzt und engagiert – aber in den höchsten Positionen fehlt noch immer die Selbstverständlichkeit.

Warum es nicht um „Frauenquoten“, sondern um faire Chancen geht

Ein besonders spannender Punkt wurde in der Diskussion bei Soroptimist International sehr konträr betrachtet:

Sollte man gezielt Frauen beauftragen, um sie in der Branche zu stärken?

Einige meinten, wir seien längst so emanzipiert, dass es keine Rolle mehr spielen sollte, ob eine Maklerin, ein Architekt oder eine Bauleiterin den Auftrag bekommt. Andere argumentierten, dass eine bewusste Beauftragung von Frauen immer noch notwendig ist, weil sie sich gegen strukturelle Ungleichheiten behaupten müssen.

Am Ende kamen wir zu einem Kompromiss: Wenn es die gleichwertige Wahl gibt – warum dann nicht eine Frau beauftragen?

Denn das ist oft der entscheidende Punkt: In vielen Fällen sind Frauen ebenso qualifiziert, ebenso erfahren, ebenso vernetzt – und trotzdem bekommen sie den Auftrag nicht. Warum? Weil die gewachsenen Strukturen nach wie vor überwiegend männlich geprägt sind.

Die Immobilienbranche ist reif für einen Wandel

Die Immobilienbranche ist längst nicht mehr „Männersache“. Frauen gestalten heute aktiv den Markt – sie führen, investieren und setzen Trends. Was es jetzt braucht, ist der letzte Schritt: Weniger erstaunte Blicke, mehr Selbstverständlichkeit.

Und dann ist da noch die Frage, die ich am Ende meines Vortrags gestellt habe – und die ich hiermit auch an Sie richte:

Würden Sie eine Maklerin beauftragen? Eine Bauleiterin Ihr Projekt führen lassen? Einer Finanziererin Ihr Investment anvertrauen?

Falls Ihre Antwort „Ja“ lautet – dann ist es höchste Zeit, dass wir gemeinsam daran arbeiten, dass diese Fragen in Zukunft gar nicht mehr gestellt werden müssen.

Denn eines ist klar: Die Zukunft der Branche wird nicht nur digitaler, nachhaltiger und innovativer – sondern auch weiblicher.

Ihr Platz im IVD!

Werden Sie als Unternehmerin in der Immobilienbranche Mitglied im IVD! Kerstin Huth steht für weitere Fragen unter info@ivd.net zur Verfügung.
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Kerstin Huth

Vorsitzende IVD Berlin-Brandenburg e.V.

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